Foodsharing Café: Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung

Deutsche Haushalte werfen jährlich rund 78 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf weg, wobei Obst und Gemüse mit 35 Prozent der Abfälle am häufigsten betroffen sind. Der Bundesrat diskutiert aktuell über die Rolle des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) und die Auswirkungen auf die Lebensmittelverschwendung. Künftig sollen bestimmte Lebensmittel wie Reis, Salz, Nudeln und Honig von der Pflicht zur Angabe eines MHD befreit werden, so wie es bereits für frisches Obst, Zucker und Wein gilt.

Die Bundesregierung soll sich auf EU-Ebene für diese Änderungen einsetzen und zusätzliche erklärende Aufschriften wie “Oft länger gut” einführen, um den Verbrauchern mehr Sicherheit beim Verzehr zu geben. Der Handel haftet aktuell für Lebensmittel, die nach Erreichen des MHD in den Verkehr gebracht werden, auch wenn sie verschenkt statt verkauft werden. Diese Haftungsrisiken wollen viele Supermärkte und Discounter nicht eingehen, und die aktuelle Vorlage im Bundesrat sieht keine Änderungen in diesem Bereich vor.

Die Initiative zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung kommt aus Rheinland-Pfalz, und Ministerpräsidentin Malu Dreyer betont, dass bedenkenlos konsumierbare Nahrungsmittel an bedürftige Menschen weitergegeben werden könnten. Lebensmittelverschwendung ist unter sozialen Gesichtspunkten und dem Aspekt der hohen Inflation für einkommensschwache Haushalte nicht akzeptabel.

Ob die geplanten Maßnahmen jedoch zu weniger Lebensmittelverschwendung führen, bezweifeln Experten wie Vanessa Holste von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Sie betont, dass das MHD neben der Genießbarkeit auch eine Qualitätszusage ist und damit für Verbraucher eine wichtige Information beim Kauf. Stattdessen sollte die Politik auch andere Akteure der Wertschöpfungskette dazu anregen, die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Maximilian Kraft vom Foodsharing-Café in Stuttgart begrüßt die geplanten Änderungen, wünscht sich aber eine umfassendere Studie zur Lebensmittelverschwendung in Deutschland. Er glaubt, dass die Abschaffung des MHD bei bestimmten Produkten mehr Menschen dazu anregen würde, über ihren Konsum nachzudenken.

Last updated: 2023-03-30T22:00:00.000Z